Ethische Fragen
Organtransplantationen sind eine großartige medizinische Leistung. Sie retten den Empfängern der Organe das Leben und oft auch eine Lebensqualität, die sie entweder nie oder schon seit langer Zeit nicht mehr hatten. Wer einem Herzpatienten vor und nach seiner Transplantation begegnet ist, vergisst das nie wieder.
Andererseits sind Organtransplantationen nur dann ethisch vertretbar, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Das sind erstens die vollständige Freiwilligkeit der Spende und zweitens der Tod des Spenders vor der Organentnahme. Hinzu kommt die Gerechtigkeit der Organverteilung.
Die Organentnahme darf nicht den Tod des Spenders verursachen. Es ist völlig klar, dass beispielsweise die Nutzung der Organe von zum Tode verurteilten Menschen, wie sie aus China berichtet wird, nicht nur ethisch bedenklich sondern eindeutig verbrecherisch ist. Hier kann weder von Freiwilligkeit die Rede sein noch von einer von jedem Interesse freien Feststellung des Todes.
Die Freiwilligkeit der Spende wird allgemein bejaht aber unterschiedlich geregelt. Österreich und Spanien beispielsweise arbeiten mit der Widerspruchsregelung: Wer nicht nachweislich widersprochen hat, wird bei Vorliegen der medizinischen Bedingungen automatisch als Organspender betrachtet.
Die deutsche Entscheidungsregelung ist im Prinzip eine Zustimmungsregelung: Wenn nicht nachweisbar die Zustimmung des Spenders oder seiner Angehörigen vorliegt, dürfen keine Organe entnommen werden.
Zur Freiwilligkeit der Spende gehört auch, dass ihr keine kommerziellen Interessen zugrunde liegen. Auch moralischer Druck auf den möglichen Spender darf nicht sein. Die Organspende ist eine gute Tat (Papst Benedikt XVI: „Ein Akt der Nächstenliebe“), aber niemand ist zu ihr verpflichtet – auch nicht moralisch verpflichtet.
Kritiker machen darauf aufmerksam, dass die – wenn auch hirntoten – Patienten definitiv an beziehungsweise sofort nach der Organentnahme sterben. Und das ist definitiv nicht der wünschenswerte Tod im Kreise der eigenen Angehörigen, die die Hand des Sterbenden halten und womöglich für ihn beten. Das muss jeder wissen, der ein Ja in seinem Organspende Ausweis ankreuzt: Er macht nicht nur ein Geschenk, er bringt auch ein Opfer. Wie groß es ist, weiß allein er selbst.
Unabdingbar und leider sehr aktuell ist die Forderung nach einer gerechten Verteilung bzw. Zuteilung der Spenderorgane. Allein medizinische Faktoren dürfen entscheidend sein, nicht etwa Geld oder Macht.
Leitfragen für die eigene Entscheidung
4. Fühle ich mich unter Druck gesetzt?
5. Halte ich (meine) Ärzte für redlich?
6. Halte ich das Eurotransplant-Verteilungssystem und die Regelungen für die beschleunigte Vergabe für redlich?
7. Wie will ich eines Tages sterben? Wie auf keinen Fall?